Tagebuch

    So, hier endlich der versprochene Beitrag über meine Seminare, die ich hier an der UNAM so belege: 

    Namibian - German Perspectives: 
    Das Seminar behandelt vieles rund um das Thema deutsch-namibische Beziehungen. Angefangen bei der deutschen Kolonialzeit. Wir haben den Film "Der vermessene Mensch" geschaut und sollten eine Rezension dazu schreiben. Momentan reden wir über die DDR-Kinder aus Namibia, die während der südafrikanischen Besetzung in die DDR geschickt wurden, um zum neuen Führungskader ausgebildet zu werden. Das Seminar ist auf deutsch & super spannend. Wir sind 4 Leute (eine aus Deutschland, sie wohnt aber seit 2011 in Namibia; eine aus Großbritannien, auch sie wohnt seit 2011 hier & eine Studentin aus Namibia). Eine der Dozentinnen ist aus Deutschland und über DAAD für ein paar Jahre hier. Die andere Dozentin ist normale Dozentin an der UNAM. 

    Namibia 1920-1990: 
    Dieses Seminar behandelt thematisch die Zeit der südafrikanischen Zeit in Namibia. Angefangen nach dem 1. Weltkrieg, behandelt es die Apartheidszeit und letztendlich den Weg in die Unabhängigkeit. Das Seminar findet größtenteils online statt, nur die zusammenfassenden Stunden sind in Präsenz. Das Seminar ist super spannend!

    Early Southern African History:
    Weiter geht´s im Fach Geschichte. Das Seminar behandelt die frühzeitliche Geschichte im südlichen Afrikas. Es geht um die ersten Menschen hier, den Ursprung der Menschheit und wie die verschiedenen Gruppen nach Namibia kamen. Auch das Seminar findet online statt. 

    Oshiwambo for Beginners: 
    Elias (aus Finland) und ich belegen den Sprachkurs, der Anfänger:innen die Grundlagen von Oshiwambo beibringen soll. Oshiwambo ist eine bantu-Sprache, die von der größten indigenen Bevölkerungsgruppe im Land gesprochen wird. Die Dozentin erklärt Dinge immer seeeehr ausführlich, ich glaub normalerweise unterrichtet sie Menschen, die vorher noch keine Fremdsprache gelernt haben. Aber an sich macht es Spaß, die Sprache zu lernen. Ein paar Mal konnten wir schon gelernte Elemente anwenden :D (zur großen Begeisterung der Taxifahrer). 

    Khoekhoegowab:
    Neben Oshiwambo versuche ich außerdem Khoekhoegowab zu lernen. Das ist eine Sprache mit Klicklauten, super spannend! Die ersten Wochen habe wir uns intensiv mit der Aussprache und der Struktur der Wörter beschäftigt. So ganz habe ich die Klicks noch nicht gemastered, aber es wird immer besser. Ich hoffe, mich hört niemand, wenn ich von dem Kurs wieder zum Wohnheim laufe, weil ich dort auf dem Weg immer die ganze Zeit vor mich hin klicke :D 
    Mittlerweile kann ich schon bis 10 zählen, Leute begrüßen und mich vorstellen! 
    !Gai IIGoas. Ti Ions ge a Svenja. Tite ge a 21 kurixa. (Guten Morgen. Mein Name ist Svenja Ollenburg. Ich bin 21 Jahre alt.)

    Ich muss in jedem der Fünf Kurse Studienleistungen abgeben und am Ende eine Klausur schreiben. Allgemein habe ich das Gefühl, dass (zumindest meine Seminare) etwas unwissenschaftlicher sind, als in Deutschland. Nicht vom Inhalt her, aber von der Arbeitsweise, die bei Studienleistungen etc. erwartet werden. 

     

     

     

     

     

     

     

    Relativ spontan habe ich Besuch von Hannah aus Deutschland bekommen! Gemeinsam haben wir eine Woche in Namibia verbracht: 

    Zuerst waren wir übers Wochenende in Swakopmund, hingefahren sind wir mit einem Shuttle, das losfährt, sobald genug Menschen drin sitzen. Am Abend haben wir den Sonnenuntergang genossen, waren mit den Füßen im Wasser und waren dann in einem sehr deutschen Restaurant. Im Vorgarten steht eine kleine Kopie der Reiterstatue, schonmal ein wilder Anfang. Das Essen war tatsächlich sehr lecker & auch relativ preiswert. Anfangs haben wir lokales Bier getrunken, als dann aber jemand mit dem Akkordeon "An der Nordseeküste" performed hat, brauchten wir erstmal ´nen Schnaps. An der Stelle: Kaktusfeigen-Schnaps kann ich nicht empfehlen.
    Am nächsten Tag waren wir noch im Swakopmunder Museum, das war super spannend, allerdings auch sehr viel, inhaltlich gesehen. Es gab ausgestopfte Tiere, Artefakte aus der deutschen Kolonialzeit (Militärorden, Säbel, Uniformen, Andenken an deutsche Behörden etc.), geologische Funde, eine Missionarsstube, eine nachgebildete Tankstation und einen Raum über die verschiedenen Gruppen im Land.

    Am Montag haben wir eine Stadtführung im Rahmen eines Seminars bekommen. Das war ganz spannend, es ging um (post)koloniale Denkmäler in Windhoek, wir sind sogar zum Heroe´s Acre gefahren, das war wild! Das wurde (wie viele Denkmäler im Land) von einer nordkoreanischen Firma gebaut - und man sieht´s. Ausschnitte davon würde man auch in besten Sowjet-Schulbüchern finden. 
    Dienstag hatte ich ganz normal Uni, am Nachmittag war ich beim Flöten, im Anschluss waren wir in einer Mall essen. 

    Mittwoch haben wir uns ein Auto gemietet und sind gen Norden gefahren, pünktlich zum Abendbrot sind wir beim Hotel am Etosha National Park angekommen. Auto fahren in Namibia ist wesentlich entspannter als gedacht, obwohl ich vorher noch nie auf der linken Seite gefahren bin, geschweige denn in ´nem 4x4 Truck. Am nächsten Tag sind wir einmal quer durch den Park gefahren und haben an vielen Wasserlöchern gestoppt um uns die Tiere anzuschauen. Bis auf Raubkatzen und Nashörner haben wir auch alle möglichen Tiere gesehen, das war wirklich unfassbar schön! 
    Das Fahren im Park war etwas anstrengend, da gerade die Wege zu den Wasserlöchern etwas abenteuerlich uneben waren. Außerdem mussten wir ein paar mal warten, da die Tiere im Park Vorfahrt haben. Wenn knapp 200 Gnus die Straße überqueren wollen, kann man relativ wenig machen. Auch wenn eine Zebrafamilie und ein paar Springboks die Pfütze als Wasserloch nutzen möchten, muss man Geduld mitbringen. 
    Wir sind abends nach Tsumeb gefahren, einer Stadt geprägt vom Kupferabbau der vergangenen Jahrzehnte. Am Freitag haben wir uns mit Jens getroffen, der arbeitet im Minenmuseum & ich hatte ihn einige Wochen vorher bei einem Workshop kennengelernt. Gemeinsam mit einem Ehepaar aus Bayern hat er uns eine Führung über das Minengelände gegeben, mega spannend! Nach einem spannenden Besuch in der Cultural Village der Stadt (inklusive Führung durch die nachgebildeten Homesteads der verschiedenen Gruppen)waren wir einkaufen & sind dann nach Otjiwarongo gedüst. Dort angekommen waren wir beide ordentlich kaputt und haben den Tag im Hotel verbracht. Am Samstag sind wir zum Waterberg gefahren, dort fand eine verheerende Schlacht zwischen den Hereros und den Deutschen statt. Es gibt einen heroischen Soldatenfriedhof für die deutschen Soldaten, den Hereros wird immerhin eine kleine Gedenkplatte gegönnt. An sich ist der Nationalpark aber super schön, außerdem sind dort ganz viele kleine und große Pumbas rumgelaufen! 
    Nachmittags waren wir dann zurück in Windhoek, Hannah ist zum Flughafen gedüst und ich habe das Auto abgegeben. 
    Was eine schöne Woche!

    Mwa uhala po! Ou li nawa? (Good afternoon! How are you?

    Ich melde mich endlich mal wieder hier! Juchu :D 

    Ich versuche in den nächsten Beiträgen die letzten Wochen möglichst chronologisch zu beschreiben. Es folgen dann auch bald endlich Informationen über meine Kurse, die ich hier belege. Das Unileben hier geht so seinen Lauf, ich hatte schon ein paar Tests beziehungsweise Studienleistungen, die liefen ganz gut. Es bleibt aber dabei: Nichts ist beständiger als die Lageveränderung. So bringt jeder Tag neue kleine Abenteuer mit sich, spontane Raumänderungen, Doppelstunden, die nach 60 Minuten ändern. Kurse und Tests, die plötzlich an anderen Tagen stattfinden oder spontan erst später im Semester anfangen, weil es noch niemanden gibt, der das Seminar unterrichten kann. Aber wir nehmen jede Veränderung und die leicht chaotischen Zustände einfach hin: "that is so UNAM." ist wohl einer der häufigeren Sätze, die in Gesprächen mit mit-Studis fällt. 

    Oshi liwete. (Goodbye)

    Am Freitag haben wir uns spontan am Grillplatz des Hostels getroffen und haben einen kleinen internationalen Grillabend veranstaltet. Jeder hat eine Kleinigkeit mitgebracht und nachdem wir ein wenig improvisiert hatten, konnte Elias sogar Zimtschnecken auf dem Grill backen - köstlich!

    Dort habe ich weitere Deutsche kennengelernt, sowie Leute aus den USA, Großbritannien und Namibia. Auch wenn es etwas umständlich war, bis alle wirklich da waren - Leute, die nicht im Wohnheim wohnen müssen von einer Bewohnerin angemeldet werden und beide müssen den Studi-Ausweis abgeben - es war ein super Abend! 

    Das Semester hat jetzt eigentlich erst so richtig begonnen, zumindest offiziell. Inoffiziell gibt es bei mir noch Seminare, die noch nicht so richtig begonnen haben. Andere laufen dafür aber schon seit Mitte Februar. Zu meinen Kursen mache ich demnächst nochmal einen eigenen Eintrag, wenn ich alle Kurse ein paar mal hatte :D 

    Seit gut zwei Wochen habe ich eine Mitbewohnerin, Tino aus Zimbabwe. Sie fängt gerade ein Studium im Wirtschaftsbereich an. Wir haben uns letztens ganz lange über Unterschiede zwischen Zimbabwe und Namibia unterhalten, aber auch über Vergangenheitsbewältigungen in Zimbabwe und Deutschland - super spannend!
    Sie hat mir aufgetragen, meinen Freunden in Deutschland zu sagen, dass Afrika kein Land ist & wir afrikanische Länder nicht immer über einen Kamm scheren sollen & bei Unwissenheit über ´afrikanische` Themen gerne einfach mal das Internet zu benutzen ;)
    Außerdem fand ich es super interessant, wie viel sie in der Schule über Europa gelernt hatte. Sie war auf einer Privatschule und anscheinend ist dort die Bildung sehr eurozentrisch geprägt. Sie wusste viel über die deutsche Geschichte und das Dritte Reich und war interessiert daran, was wir dazu in der Schule gelernt hatten. 

    Ansonsten gehe ich regelmäßig einkaufen und schleppe literweise Wasser mit mir rum und gönne mir ab und zu nach meinen Trip zum lokalen Supermarkt mal ein Slush-Ice. 

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    Für (Groß-)Eltern gibt es noch ein paar kleine private "Specials" 😉